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Scheikl raste zu zwei WM-Silbernen

Scheikl raste zu zwei WM-Silbernen

Michael Scheikl (33) hat bei der WM der Naturbahnrodler zugeschlagen. Für den Kindberger war es der Lohn für eine jahrelange, harte Arbeit und eine Genugtuung.

Die Last, die ihm nach dem dritten Lauf der WM von den Schultern gefallen ist, sie war riesengroß, sagt Michael Scheikl (33). „Den größten Druck macht man sich selbst, man will ja nicht herfahren und Vierter werden.“ Silber ist es am Ende im Einzel geworden und diese Medaille ist weit mehr als „nur“ ein Stück Edelmetall an einem Band. „All die Entbehrungen in den vielen Jahren, das Durchhalten, das Kämpfen und Arbeiten - es hat sich ausgezahlt.“

 Dass er mit Tina Unterberger dann auch noch Platz zwei im Team geholt hat, war die Draufgabe. „Ich bin in den letzten drei Wochen um gefühlt 17 Jahre gealtert. Bin nächtelang wach gelegen und habe gegrübelt.“ Es wollte bei dem Kindberger in dieser Saison einfach nicht laufen, doch bei der WM in Südtirol ist der Knoten endlich geplatzt. „Vor zwei Wochen hätte ich beim Weltcup nie gedacht, dass ich Silber holen kann. Nie.“ Stundenlang hat er am Material getüftelt, geschliffen und probiert. „Nun hat es gepasst. Endlich und das an zwei Tagen in drei Läufen.“ Die drei Wertungsdurchgänge in Deutschnofen waren immer wieder am Limit. Vor allem die Läufe zwei und drei waren an Dramatik nicht zu überbieten und wohl mitunter eine der spannendsten Entscheidungen in der Geschichte der 23 Weltmeisterschaften. Vier Athleten lagen vor der Entscheidung innerhalb von 17 Hundertstelsekunden. Der nach drei Läufen führende Patrick Pigneter (ITA) fiel im Finallauf noch auf Platz vier zurück und Scheikl fehlten 31 Hunderstel auf Weltmeister Alex Gruber. Der Südtiroler beendete mit dem vierten Einzeltitel und Gold im Teambewerb senien Karriere. Dritter wurde Thomas Kammerlander - eine Hundertstelsekunde hinter Scheikl. „Wenn ich mich nicht ärgern würde, dass ich die Chance auf Gold ausgelassen habe, dann wäre ich kein Wettkampfsportler“, sagt Scheikl, „aber unterm Strich überwiegt natürlich die Freude über Silber.“

Mit den zwei Silbernen waren es die gelungensten Weltspiele für Scheikl. 2019 raste er in Latzfons zu Silber (Team) und Bronze (Einzel). Einzel-Silber brachte ihm dann auch den Startplatz im Teambewerb an der Seite von Unterberger. Mit ihr fuhr er viele Jahre mit dem Doppelsitzer. „Mit jemanden Silber im Team zu gewinnen, mit dem man sich blind versteht, gibt dem noch einen ganz besonderen Wert“, sagt Scheikl. Unterberger feierte mi Einzel zudem Bronze.

„Für eine nicht-olympische Sportart ist die WM das Höchste und Silber ist fast ganz oben und ich bin auch stolz, dass ich nach so vielen Jahren noch nachlegen konnte.“ Im Moment der größten persönlichen Freude denkt Scheikl auch an den Nachwuchs. „Solche Erfolge helfen dem Sport, in der Öffentlichkeit Anerkennung zu finden. Sie helfen bei der Präsenz und motivieren so hoffentlich auch den Nachwuchs.“

Die junge Hoffnung zwischen sechs und vierzehn Jahren fuhren parallel zu den „Großen“ bei den Weltspielen der Jugend auf der Winterleiten. Dort wurde nach Silber von Scheikl gejubelt, aber nicht nur darüber: Die elfjährige Valentina Grasch aus St. Nikolai im Sausal rodelte auf den tollen dritten Platz.

von Georg Michl

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